Der bescheidene Debütant und die Order des Kaisers

便是没想到世界报居然这么关注小队的国家队首秀

Der bescheidene Debütant und die Order des Kaisers

Morgen spielt Philipp Lahm (20) zum ersten Mal für die Nationalmannschaft - 23. Neuling in der Ära Völler

Von Oliver Trust

17.02.04

https://www.welt.de/print-welt/article293850/Der-bescheidene-Debuetant-und-die-Order-des-Kaisers.html

Der schwarze Mercedes, mit dem Philipp Lahm zum Treffpunkt der deutschen Nationalmannschaft vorfuhr, passte so gar nicht ins Bild. Er trug schwarze Jeans, weiße Turnschuhe, hatte einen kleinen Rucksack lässig geschultert - und kaum einer der Fans, die am Quartier in Gravenbruch Autogramme der Fußballstars sammeln wollten, hätte den schmächtigen und nur 1, 70 großen jungen Mann als Nationalspieler identifiziert. Erst als die mitgereisten und mittlerweile bekannten Stuttgarter Vereinskollegen Kevin Kuranyi und Andreas Hinkel ebenfalls aus dem Auto gestiegen waren, wurde der Neuling wahrgenommen.

"Es ist sensationell für mich, hier zu sein", sagte Lahm, der morgen im Testspiel gegen Kroatien sein Debüt in der Mannschaft von Rudi Völler feiern wird. Ob gleich von Beginn an oder als Einwechsler, das ließ der DFB-Teamchef gestern allerdings noch offen. "Natürlich will man als Fußballspieler immer zum Anpfiff auflaufen", sagte Lahm, "aber in meinem Alter kann man natürlich nicht erwarten, dass man in der Nationalelf gleich spielt." Doch genau das würde zu Lahm und seinem kometenhaften Aufstieg passen.

Für 200 000 Euro Leihgebühr war er im Juli 2003 von den Amateuren des FC Bayern München zum VfB Stuttgart gewechselt, wo er es nach kurzer Zeit unter Felix Magath auf der linken Seite zum Stammspieler schaffte. Seinem Stammverein ist das natürlich nicht entgangen. Präsident Franz Beckenbauer forderte angesichts der sportlichen Krise der Münchner bereits: "Dann müssen wir halt Lahm zurückholen". Und auch für Bayern-Manager Uli Hoeneß gibt es keinen Zweifel, dass Lahm spätestens 2005 zurückkehren muss: "Daran gibt es nichts zu rütteln."

Der Umworbene klingt zurückhaltend, wenn er erzählen muss, wie er die vergangenen Monate und Tage erlebt hat. Als müsse er sich selbst überzeugen, dass alles doch ganz normal ist, sagt er der WELT: "Es hat sich nichts verändert. Die gleichen Freunde rufen an, ich lebe wie immer, und ich werde Fußball spielen wie immer". Seine Ohren röten sich, und er muss sich alle Mühe geben, ernst und konzentriert zu wirken. "Ich bin gespannt, wie es bei der Nationalelf wird, ich habe das ja noch nie erlebt", sagt Lahm. Sie seien alle gespannt, er und die Familie daheim im Münchner Stadtteil Gern.

Es war ein Hort der Geborgenheit, den er vor fünf Jahren verließ: Vater Roland spielte einst im Mittelfeld der FT Gern und hilft jetzt als Libero den Alten Herren, Mutter Daniela arbeitete als Jugendleiterin, Schwester Melanie war Dauergast am Spielfeldrand. Kurze Wege, vertraute Gesichter, ein geregeltes Leben, etwas Schule und dann Sport. Ein warmes Nest ließ er zurück, als München ihn damals in die B-Jugend des FC Bayern lockte. "Ich wollte gar nicht weg aus Gern", erzählt er. Verwandte und Freunde überredeten ihn: "Probier es doch!"

Und er traute sich. Zwei deutschen Meisterschaften mit der A-Jugend folgte der Wechsel ins Regionalligateam von Hermann Gerland, und als er keine Chance sah, "in die Profimannschaft zu kommen", ließ er sich von Felix Magath für zwei Jahre ausleihen. Gerland empfahl dem Kollegen einen Spieler, der "wohl schon im Mutterleib Fußball spielte". Nun frohlockt Uli Hoeneß bereits: "Wir bekommen einen fertigen Spieler zurück, der sogar Nationalspieler ist."

In der DFB-Auswahl will sich Lahm - der 23. Debütant in der Ära von Teamchef Rudi Völler - jetzt ähnlich etablieren wie beim VfB. "Am liebsten würde ich überall spielen. Am schönsten wäre es aber, im Sommer zur A-Mannschaft zu gehören", sagte Lahm, der aber weit davon entfernt ist, schon Ansprüche zu stellen: "Ich spiele auch gern für die U21 bei der EM und bei Olympia." 

 


Wie der bescheidene Debütant Lahm zum gefeierten Heilsbringer aufsteigt

Das Lob kam von höchster Stelle und hatte aufbauende Wirkung

Von toru

20.02.04

https://www.welt.de/print-welt/article294657/Wie-der-bescheidene-Debuetant-Lahm-zum-gefeierten-Heilsbringer-aufsteigt.html

Mit einem leichten Klaps auf den Hinterkopf von Philipp Lahm gratulierte Rudi Völler seinem Debütanten. "Philipp hat gezeigt, dass man auf ihn bauen kann", sagte der Teamchef, "er hatte einige gute Vorstöße."

In der Tat darf das erste Länderspiel des Stuttgarter Verteidigers als gelungen bezeichnet werden, obwohl die Partie für ihn alles andere als gut begonnen hatte. Bei seiner ersten Aktion war dem 20-Jährigen direkt ein peinlicher Fehlpass unterlaufen. Andere wären vermutlich gescheitert nach solch einem Auftakt, doch Lahm spielte unbekümmert weiter. Ganz so, als wäre er schon jahrelang dabei. "Mein Spiel war ganz okay", sagte Lahm hinterher bescheiden. "Ich kann besser, habe aber auch schon schlechter gespielt."

In Kroatien deutete der 23. Debütant in der Ära Völler zumindest an, dass er die vorhandenen Probleme auf der linken Defensivseite dauerhaft lösen könnte - im Gegensatz zu seinen überwiegend enttäuschenden Vorgängern Christian Rahn, Michael Hartmann oder Jörg Böhme. "Der Junge hat gezeigt, was er kann", sagte Carsten Ramelow, der für den 2:1-Siegtreffer kurz vor Schluss gesorgt hatte. Und Kapitän Oliver Kahn war vor allem von den kämpferischen Qualitäten des dynamischen Neulings angetan. "Philipp hat seine Sache gegen die groß gewachsenen Kroaten gut gemacht. Wo er doch selbst nicht gerade der Größte ist."

1,70 Meter misst der Stuttgarter nur, dennoch hat er die gesteigerte Aufmerksamkeit bereits auf sich gezogen. Bayern München, das ihn bis zum Sommer 2005 an den VfB Stuttgart ausgeliehen hat, will den Verteidiger vielleicht schon in diesem Jahr zurückholen. Zumindest stellte Präsident Franz Beckenbauer diese Überlegung kürzlich öffentlich an. "Damit", sagte Lahm, "beschäftige ich mich aber nicht. Ich habe in Stuttgart noch eineinhalb Jahre Vertrag."

Doch mögliche Abwerbeversuche könnte es schon auf dem Rückflug gegeben haben. Lahm war in der Nacht zu Donnerstag mit den Stars von Bayern München in einer kleinen Maschine von Split nach Ingolstadt geflogen. Von dort ging es per Auto weiter nach Stuttgart. Eine glänzende Gelegenheit für Oliver Kahn und Kollegen, den Neuling in einer konzertierten Aktion nach München zu lotsen. Nach diesem Debüt hätten sie auf jeden Fall allen Grund dazu gehabt. 


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